Aufgrund des demografischen Wandels und einer älter werdenden Gesellschaft wird die Zahl der Demenzkranken weiter steigen, auch in Niedersachsen. Darauf machte heute Gesundheitsministerin Daniela Behrens aufmerksam – anlässlich der Niedersächsischen Seniorenkonferenz in Hannover. In Niedersachsen sind derzeit geschätzt 150.000 bis 170.000 Menschen von einer Demenz betroffen.
Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 290.000 Menschen, die zuvor an einer Demenz erkrankt waren. Von den im Alter von über 65 Jahren verstorbenen Menschen war in der letzten Lebensphase ein Drittel davon betroffen. „Nicht nur die Erkrankten brauchen eine bestmögliche Versorgung und Betreuung, sondern auch die pflegenden Angehörigen benötigen mehr Unterstützung“, so die Ministerin. „Für die Mehrzahl der Demenzerkrankungen gibt es derzeit noch keine Therapie, die zur Heilung führt. Deshalb liegt das Hauptziel der Behandlung darin, die Lebensqualität der Kranken und ihrer Angehörigen zu verbessern. Unser Ziel ist ein demenzfreundliches Niedersachsen, das geprägt ist durch Verständnis, Empathie und Respekt für jede einzelne betroffene Person.“
Die bessere Versorgung von demenzkranken Menschen ist aktuell auch ein wichtiger Teil der Neufassung des Niedersächsischen Krankenhausgesetzes. So muss es in den Krankenhäusern künftig Demenzbeauftragte geben und schon in der Aufnahmeuntersuchung wird gezielt nach Anzeichen einer Demenz geschaut. „Damit schaffen wir mehr Sensibilität für das Thema. Denn für Patientinnen und Patienten mit Demenz und ebenso für ihre Angehörigen ist ein Krankenhausaufenthalt der pure Stress“, so Ministerin Behrens. Zukünftig haben Betroffene und Angehörige geschulte Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner vor Ort.
Mit dem Inkrafttreten der Pflegestärkungsgesetze hat sich zudem die Bewertung bei den Pflegegraden verändert. Die Demenz führt heute abhängig vom Grad der Erkrankung mindestens zu Pflegegrad 2. Betroffene haben neben dem Anspruch auf den Entlastungsbetrag von monatlich 125 Euro damit heute auch Anspruch auf Pflegegeld. „Die Pflegesituation, die bei demenziell Erkrankten nicht selten einen 24-stündigen Einsatz bedeutet, belastet die Angehörigen sehr. Deshalb wollen wir als Land die pflegenden Angehörigen mehr unterstützen“, sagte die Ministerin.
Entlastung bieten hier die „Angebote zur Unterstützung im Alltag“ (AZUA), wenn die gesetzlichen Voraussetzungen dafür erfüllt sind. Dann übernehmen fachlich angeleitete Einsatzkräfte stundenweise die Betreuung der Erkrankten. Währenddessen können die pflegenden Angehörigen diese Zeit zur Erholung oder für eigene Aktivitäten nutzen.
Die Leistungen der Pflegeversicherung kommen neben den Pflegebedürftigen damit auch der Entlastung der pflegenden Angehörigen zugute. In Niedersachsen gibt es aktuell bereits rund 800 dieser Angebote. Jetzt können neben professionellen Einsatzkräften auch ehrenamtlich tätige Personen, etwa Nachbarn, eine Anerkennung erhalten. Perspektivisch erwartet das Land Niedersachsen damit bis zu 5.000 neue Einsatzkräfte.