Gespräch der Diakonie in Niedersachsen mit Andrea Hirsing, Bereichsleiterin Pflege und Gesundheit, und Dagmar Henseleit, Referentin für Pflege, gesprochen. (Hier Ausschnitte)
Was sind in Ihrem Bereich die größten Herausforderungen durch die Coronakrise?
Henseleit: Am Anfang war eine deutliche Verunsicherung da - bei uns und in den Einrichtungen. Muss Schutzkleidung getragen werden? Reichen Masken? Müssen die Masken immer getragen werden? Die Empfehlungen und Verordnungen änderten sich praktisch täglich.
Hirsing: Am Anfang war nicht klar, welche Behörde Ansprechpartnerin für uns und unsere Einrichtungen ist. Auch bei den Behörden musste sich in der Krise orientiert werden, was ebenfalls zu Verunsicherungen geführt hat
Wie gehen die stationären Einrichtungen damit um?
Henseleit: Die Verunsicherung nach den ersten Meldungen über Infektionsausbrüche in einigen stationären Einrichtungen war bei allen Beteiligten zunächst groß. Manche besorgten Angehörigen waren anfänglich über die Sicherungsmaßnahmen froh, haben dann aber schnell gemerkt, wie sehr Besuche und persönliche Nähe fehlen. Die Sorgen und Nöte der Angehörigen aufzufangen stellt die stationären Einrichtungen zurzeit vor besondere Herausforderungen. Manche Maßnahmen, die aus Sicht der Virologen sinnvoll und notwendig sind, stellen aus pflegefachlicher Sicht Risiken dar, die entsprechend in der Planung der Pflege zu berücksichtigen sind.
Hirsing: Viele sind auch auf ganz kreative Ideen gekommen, wie sie es ihren Bewohnerinnen und Bewohnern trotz der Besuchsverbote - die sich ja nicht die Heime selbst überlegt haben, sondern die angeordnet wurden - zu ermöglichen, mit ihren Familien und Freundinnen und Freunden zu kommunizieren. Sie nutzten dafür zum Beispiel Videotelefonie über Tablets, reichten Festnetztelefone weiter oder ermöglichten die Kommunikation durchs Fenster.
Wie sehen Sie die Zukunft der Pflege nach und in der Krise?
Henseleit: Das ganze wird uns besonders in den Verhandlungen über den Pflegesatz begleiten. Da wird auf der Grundlage der diesjährigen Ergebnisse verhandelt. Dabei wird es aber große Verwerfungen geben, weil durch den hohen Krankenstand, die vielen Personen in Quarantäne sowie den Aufnahmestopp einfach keine realen Zahlen vorliegen können. Da wird es eine große Differenz geben.
Auch in der ambulanten Pflege wird es schwieriger. Der Aufwand ist im Moment viel höher. Sie müssen Schutzkleidung tragen, die unter Hygienebedingungen an- und ausgezogen werden muss. Das dauert länger, es gibt aber im Moment keinen Cent mehr dafür.
Hirsing: Da wird auch ganz schnell die Wirtschaftlichkeit infrage gestellt. Es ist noch nicht absehbar, was da auf uns zukommen wird.
Quelle und gesamtes Interview: Website Diakonie in Niedersachsen