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Harmonisches Zusammenspiel aus Bewegen und Bewahren

Mit dem Quartier St. Leonhard ist in Braunschweig ein inklusiver Ort zum Leben, Wohnen und Arbeiten für Menschen mit unterschiedlichen Hilfebedarfen entstanden.

Jahrzehntelang lag das Areal zwischen der Stadthalle und der Johannis-Kirche nahezu brach, das Unkraut wucherte, alte Gebäude verfielen, die St. Leonhardkapelle war auch unter alteingesessenen Braunschweigerinnen und Braunschweiger wenig bekannt. Ideen zur Wiederbelebung gab es in der Vergangenheit einige, die jedoch nie umgesetzt werden – "zum Glück", kommentiert Oberbürgermeister Ulrich Markurth bei seinem Besuch auf dem Gelände. Denn nun habe man die Chance genutzt, das Quartier wachzuküssen und etwas Einzigartiges zu schaffen.

"Die Idee war so groß, dass sie schwierig zu fassen war", erinnert er an die ersten Gespräche, bei denen das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD), die Evangelische Stiftung Neuerkerode (ESN), die Richard Borek Stiftung und die Stadt Braunschweig ihre Visionen formulierten. "Bewegen und Bewahren", erläutert Kirk Chamberlain, Gesamtleitung der CJD Niedersachsen Süd-Ost, den Leitsatz für das Quartier. Alte Bausubstanz und gewachsene Strukturen bewahren und mit neuen Ideen Menschen bewegen, dafür stehe das soziale Stadtviertel. Auch die Kleinsten machen den Unterschied.

Als erstes Angebot öffnete 2018 die internationale Kita ihre Türen. "No one is too small to make a difference" steht im Eingangsbereich der Kita St. Leonhard. Dass das Motto auf Englisch formuliert ist, ist kein Zufall: Kinder aus 25 Nationen werden dort betreut – zweisprachig. "Kinder lernen schnell und auch die Kleinsten können sich bald in der neuen Sprache mitteilen", berichtete Jolene Hejman, die stellvertretende Leiterin der Kita. Nachhaltige Unterstützung und individuelle Förderung werden großgeschrieben.

Die Kita-Kinder sind schon "alte Hasen" im Quartier, am Rande des Viertel laufen nun die Vorbereitungen für den Einzug des jüngsten Partners auf Hochtouren. In den denkmalgeschützten ehemaligen Pferdeställen wird im Herbst 2022 das LOT-Theater mit dem Theaterpädagogischen Zentrum (TPZ) eine Spielstätte, zwei Probenräume und eine Künstlerwohnung erhalten. "Wir suchen schon lange größere Räume", sagte der Leiter Michael von Hoyningen Huene, "ich freue mich, dass die Richard Borek Stiftung sich auf dieses verrückte Experiment eingelassen hat."

Auch noch relativ neu in der Quartiers-Familie ist die Tagespflege, seit dem 1. November 2020 werden dort Seniorinnen und Senioren tagsüber betreut. Ein Fahrdienst oder die Angehörigen bringen sie morgens in die Einrichtung und fahren sie abends wieder nach Hause. "Es gibt in Braunschweig nicht viele Plätze für teilstationäre Pflege", sagt Volker Wagner, Geschäftsführer der Diakoniestationen Harz-Heide. Dabei sei sie nicht nur eine wichtige Entlastung für die Angehörigen. "Viele der Gäste sind allein zuhause. Hier in der Gemeinschaft blühen sie auf, wir leisten einen wichtigen Beitrag gegen diese Einsamkeit." Sein Credo: ambulant vor stationär. Es gibt gemeinsame Mahlzeiten, jeden Tag eine Bewegungsrunde, Spielrunden, eine Küche, in der zusammen gekocht werden kann.

Quelle: Website Der Löwe