Die evangelische Altenhilfe in Niedersachsen mahnt mit Blick auf die Landtagswahl im Oktober wirksame Hilfen für pflegende Angehörige an. Die Politik müsse gezielt gegensteuern, damit Pflege nicht zur Armutsfalle werde, sagte der Vorsitzende des Niedersächsischen Evangelischen Verbandes für Altenhilfe und Pflege (Nevap), Sven Schumacher, am Dienstag in Hannover. „Die Pflege von Angehörigen erhöht das Armutsrisiko - gerade das von Frauen.“ Der Fachverband vertritt nach eigenen Angaben landesweit 175 Träger der Altenhilfe mit insgesamt 317 Einrichtungen.
Pflegende Angehörige hätten kaum eine Chance, in Vollzeit zu arbeiten, erläuterte Schumacher. Dies führe dazu, dass auch die Rentenansprüche geringer ausfielen und damit die Altersarmut programmiert sei. Deshalb müsse das Pflegegeld weiterentwickelt werden, um Verdienstausfälle durch die Übernahme der Pflege zu kompensieren.
Pflegende Angehörige benötigten in ihrem Alltag allerdings auch psychische und physische Entlastung. „Eine pflegende Angehörige kann nicht nach acht Stunden Arbeitszeit in den Feierabend gehen - das ist ein 24/7 Job, ohne Pause und Urlaub“, betonte Schumacher. „Sie brauchen aber Entlastungszeiten, um Kraft zu tanken.“ Deshalb schlage der Verband ein Entlastungsbudget vor, das individuell eingesetzt werden könne, um die Pflegebedürftigen etwa vorübergehend in eine Kurzzeitpflege zu bringen.
Auch die Pflegebedürftigen selbst seien einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt. „Schon jetzt sind immer mehr zu Pflegende auf die Leistungen der Sozialhilfe angewiesen. Sie können sich schlicht die Pflege nicht mehr leisten“, sagte Schumacher. Auch deshalb setze sich der Verband für eine Initiative des Landes Niedersachsen im Bundesrat ein mit dem Ziel, die Pflegeversicherung finanziell auskömmlich auszustatten. Zudem müsse über ein Landespflegegeld nachgedacht werden.
Sorgen bereiteten ihm auch die steigenden Lebenshaltungs- und Energiekosten, ergänzte Schumacher. „Sie treffen einkommensarme zu Pflegende und pflegende Angehörige besonders hart. Diese Gruppe darf nicht aus dem Blickfeld der Politik geraten.“ Bei den Entlastungspaketen der Bundesregierung seien gerade Senioren und Seniorinnen nicht mitberücksichtigt. „Das darf bei den weiteren Maßnahmen nicht noch einmal passieren.“
Quelle: Website Evangelische Landeskirche Hannovers
Foto: EPD