In seiner Geschichte wurde das Reilstift für unterschiedliche soziale Aufgaben genutzt. Heute gehören zwei Pflegeheime, zwei Tagespflegen und ein ambulanter Pflegedienst dazu. Eine Situation wie zur Zeit mit der Corona-Pandemie und ihren weit reichenden Kontaktbeschränkungen gab es in dieser langen Geschichte noch nicht.
Rainer Helmers gehört zum Leitungsbereich der Einrichtung. Er sorgt sich um seine Bewohner und Mitarbeitenden, die Kunden des Pflegedienstes und die Angehörigen. Mit regelmäßigen Corona-Updates informiert die Einrichtung alle im Internet und auf Facebook. Die Diakonie stellte Fragen an Herrn Helmers:
Wie geht Ihr Umfeld in Ostfriesland mit der derzeitigen Situation um?
Helmers: Es ist berührend, wie viel Solidarität wir im Moment auf ganz unterschiedliche Weise erfahren. Nach einem Aufruf erreichten uns Hunderte von selbstgenähten Mundschutzexemplaren, die wir in der Mitarbeiterschaft verwenden oder an Patienten im ambulanten Bereich weitergeben.
Besonders schön sind auch liebevoll gestaltete Briefe oder Bilder von Kindern, die an die Gesamtheit der Bewohner gerichtet sind. Auch die örtliche Feuerwehr hat hierzu einen Aufruf gestartet und mehrfach ein großes Paket an selbstgebastelten Dingen und Grußbotschaften abgegeben, die wir auf den Wohnbereichen verteilt haben.
Manche Bewohnerinnen und Bewohner haben mit Briefen geantwortet und auch etwas gebastelt. Ein örtlicher Käsehändler hat für alle Mitarbeitenden als Dankeschön ein Paket Käse übergeben, und ein großes Modehaus hat 30 Gutscheine für Beschäftige übergeben, die wir jetzt verlosen können. Das freut uns sehr und tut den Bewohnern und den Mitarbeitenden gleichermaßen gut.
Wenn Sie auf die kommenden Wochen schauen, was bereitet Ihnen Sorgen und was wünschen Sie sich als weitere Unterstützung?
Helmers: Große Sorge bereitet uns aktuell der verhängte Aufnahmestopp für stationäre Einrichtungen. Die kurzfristig geschaffenen Kurzzeitpflegeplätze in Reha-Einrichtungen sind weit entfernt und meines Erachtens nicht in der Lage, auch dementiell veränderten Menschen ein adäquates Pflegeangebot zu unterbreiten. Hier müssen sehr kurzfristig Lösungen geschaffen werden.
Auch bei den Besuchsregelungen müssen Möglichkeiten der Begegnung gefunden werden, ohne Menschen zu gefährden. So sinnvoll die derzeitigen Einschränkungen auch zum Schutz für alle Beteiligten sein mögen, stellt sich natürlich die Frage, wie lange dies noch so aufrechterhalten werden kann und soll. Die Trennung von Angehörigen kann und darf nicht dauerhaft erfolgen.
Ein großes Problem ist für uns die Versorgung mit ausreichender Schutzausrüstung. Hier müssen funktionierende Lieferwege hergestellt werden. Zukünftig sollte durch die zuständigen Behörden für eine ausreichende Vorratshaltung gesorgt werden.
Dankbar sind wir für den Rettungsschirm, der für die Sozialwirtschaft aufgespannt wurde. Gleichwohl fordert uns diese Situation auch wirtschaftlich sehr heraus.
Quelle: Website Diakonie in Niedersachsen