Und das bereits seit 1874? Ein Projekt, dass Generationen verbindet, jedes Jahr über 30.000 Zuschauer in seinen Bann zieht und zu frenetischen Beifallsstürmen hinreißt, ist der Grund dafür. Die Vorstellungen sind meist ausverkauft, werden in der Presse mit Lob überhäuft und seit mehr als 25 Jahren im WDR Fernsehen übertragen.
Seit 1874 präsentiert die Bühnenspielgemeinschaft "Cäcilia Wolkenburg" des 1842 gegründeten Kölner Männer-Gesang-Vereins alljährlich ihr sogenanntes "Divertissementchen". Dabei handelt es sich um ein Musical in kölscher Sprache, das während der Spielpause des Kölner Opernhauses in der Karnevalssession als "Welturaufführung" in der Kölner Oper aufgeführt wird. Die Bühnenspielgemeinschaft knüpft damit an frühere Zeiten an, in denen zwischen den einzelnen Szenen in der Opernaufführung eigens dafür komponierte Stücke gespielt wurden, um den Bühnenarbeitern Zeit für die Kulissenumbauten zu geben. Da in den Stücken des Männergesangvereins auch Frauenrollen besetzt werden mussten, schlüpften die Männer kurzerhand in Tütü und Spitzenhöschen.
Wenn die Aufführungszeit vorbei ist, liegen ein paar harte Wochen hinter den Mitwirkenden. Es herrscht ein bisschen Wehmut, aber auch Freude darüber, dass die permanente Präsenz zu Ende ist. Das kontinuierliche Dazuwachsen durch die Generationen, wie auch schon vor 145 Jahren fasziniert immer wieder. Im Rheinischen Umfeld widmet man sich zur fünften Jahreszeit im Karneval eben, diesem "Divertissementchen", weil es eine besondere Form der Freude darstellt.
Das aktuelle Stück "Offenbach" ist dem 200. Geburtstag des in Köln geborenen Komponisten Jacques Offenbach gewidmet. Die Charaktere und die Kostüme sind so bunt und so verschieden, wie sie es nur sein können. Die Schauspieler genossen die stehenden Ovationen nach der Premiere. Sie sind stolz, dabei sein zu dürfen und ein Stück Kölner Tradition aufrechterhalten zu können.
Zu sehen ist "Offenbach" noch bis zum 5. März im aktuellen Ausweichquartier der Kölner Oper im Staatenhaus in Köln und am Karnevalssamstag, den 02.03.2019 um 11.00 Uhr im WDR Fernsehen.
Text (Auszug): Claudius Baritz