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Die Kraft des Erzählens

Erzähl, wie war das damals? Wer aus seinem Leben berichtet, gibt Erfahrungen weiter - oder versöhnt sich mit der eigenen Vergangenheit.

Erzählen und Zuhören ist ein Weg, die Welt genauer zu erfassen. "Doch Menschen sind sehr unterschiedlich, egal ob jung oder alt. Die, die schon immer gern erzählt haben, tun das meist auch im Alter noch", sagt Alternspsychologe Prof. Dr. Frieder R. Lang von der Uni Erlangen-Nürnberg. Wenn Menschen gerne von der Vergangenheit berichten, kann sich das positiv auf sie auswirken. "Wer sich mit der eigenen Biografie auseinandersetzt und bereit ist, darüber zu reden, dem fällt es oft leichter, das Alter positiv anzunehmen", sagt Lang. Beim Erzählen verarbeitet man das eigene Leben, lernt, sein Schicksal zu akzeptieren, und "entwickelt so etwas wie persönliche Weisheit und Reife".

Das klappt nicht nur beim mündlichen Erzählen, sondern auch, wenn man das Erlebte aufschreibt. Wem das liegt, schreibt etwa Tagebuch oder klebt Eintrittskarten von Ausstellungen oder Bergbahntouren in ein Heft. Die Rückschau spiegelt manchmal nicht nur das eigene Lebensgefühl wider, sondern auch das einer ganzen Generation. Sein eigenes Leben schreibend zu begreifen heißt auch, individuelle Muster zu erkennen und zu verstehen.

Von der Oma zum Enkel
Geschichten erzählt man sich oft zu Hause im kleinen Kreis. "Der Austausch von Erfahrungen zwischen Generationen findet meist ausschließlich innerhalb von Familien statt", weiß Alternspsychologe Lang. Vor allem Kinder unter zehn sind für spannend Erzähltes empfänglich.

Allerdings wohnen heute Generationen meist nicht mehr Tür an Tür oder im selben Ort. Hinzu kommt, dass fast ein Drittel der Älteren kinderlos ist. Viele von ihnen können ihre Erfahrungen auch nicht mehr mit Geschwistern und Freunden teilen, weil die bereits gestorben sind. Zudem steigt deutschlandweit die Zahl der Singles, gerade in Großstädten. Mit mehr als 17 Millionen Einpersonenhaushalten geht diese Zahl kontinuierlich nach oben.

Vielleicht sind generationenübergreifende Projekte deshalb gerade so gefragt. Zum Beispiel "Erzähl mal".

Weiterlesen: Website Seniorenratgeber

Text von Christine Wolfram (Auszug).